Die bewegende GESCHICHTE zur Entstehung dieser vielsprachigen „STILLE – NACHT – CD“ (1999 – 2002)
von Gotthard F. Eder
Nach einer Anregung von Mag. Manfred Fischer (wiss. Berater der Stille Nacht Gesellschaft), Weihnachten 1999, an mich als Liedsolisten, eine Aufnahme der Originalfassung mit den gesamten 6 Strophen zu initiieren, machte ich mir umgehend Gedanken, wie eine solche Aufnahme gestaltet werden könnte. Ich nahm diese Anregung gerne an und begann in einem Studio in Salzburg mit den Probe-Aufnahmen der 6-strophigen Stille-Nacht-Fassung.
Sozusagen 2 Männerstimmen mit Gitarre (vorerst ohne Chorrefrain). Nachdem ich als gebürtiger Oberndorfer bzw. Arnsdorfer seit über 40 Jahren das Lied in der Originalfassung singe, war es nicht allzu schwer an die Aufgabe mit Elan heranzugehen.
Diese eine Aufnahme war eine interessante, spannende Aufgabe und führte mich auf die Spur Aufnahmen in den verschiedensten Weltsprachen, immer orientiert an der Originalmelodie mit Gitarrebegleitung, zu produzieren.
Ich hatte das Glück, dass mein Tenorsolist und Freund Zurab Zurabishvili, am Mozarteum Salzburg Tenor studierte, nicht nur ein hervorragender Sänger sondern auch vielsprachig begabt war. Nämlich außer seiner Muttersprache Georgisch, auch Englisch, Italienisch, Farnzösisch und Russisch.
Zurab Zurabishvili stammt aus Georgien/Tbilissi und war unter anderem besonders auch der russischen Sprache mächtig. Es bewegte mich sehr Stille Nacht in der Origiginalfassung mit Gitarrebegleitung in russischer Sprache aufzunehmen. Erinnerungen an Erzählungen unserer Väter, Großväter bzw. anderer leidgeprüfter Kriegsteilnehmer kamen hoch, als dieses wundersame Lied über alle Kriegsfronten hinweg am Heiligen Abend gesummt/gesungen etc. wurde. .
Und jetzt durfte ich dieses Lied in dieser Sprache arrangieren und aufnehmen. Natürlich nach der Fassung des Liedschöpfers und Komponisten F.X. Gruber. Erstmals eine Dokumentation in so vielen Sprachen, immer gesungen nach der Originalmelodie! Das war ein aufregendes Projekt!
Mit diesem Experiment kam die Lust nach mehr. Mit Zurab entstanden dann in der Folge weitere Fassungen, z.B. neben einer 3-stimmigen deutschen Fassung mit Frauenoberstimme, eine klassische 2-stimmige Männerstimmen-Fassung, wo auch ich als Solist mitwirkte. Insgesamt also in allen 6 Strophen.
Dabei durfte ich meiner Tochter Karin M. Eder, die ebenfalls in Gesangsausbildung am Bruckner Konservatorium stand, den Sopranpart zuteilen. Das freute mich insofern, da unsere Wurzeln mit den Geburtsstätten dieses schönsten Weihnachtsliedes der Welt schon über Generationen ganz eng verwoben sind. Somit war nun der Anfang dieses spannenden CD-Projektes geschafft.
Weitere Schritte folgten:
SCHWEDISCH, NORWEGISCH, FINNISCH; Indianische Harfe und Flöte
Solist Jose Moncada, geboren in Peru und indianischer Abstammung, fester Wohnsitz Helsinki, stand mir ein brillanter Vollblutmusiker und Solist; der vieler Sprachen mächtig, war zur Verfügung. Er spielte mir Stille-Nacht-Improvisationen auf der Bambus-Flöte und auf einer selbstgebauten indianischen Harfe und sang die 3 skandinavischen Interpretationen des Liedes, nämlich schwedisch, norwegisch und finnisch, dies alles anlässlich eines Konzerts in Salzburg.
Solist Jose MONCADA, wie erwähnt ein Natur-Vollblutmusiker, spezialisiert auf Konzerte in aller Welt, wo er überwiegend seine indianische Heimat besingt, war des Öfteren zu Besuch in Salzburg bei Freunden und bei dieser Gelegenheit war er spontan bereit das Lied in diesen nordischen Sprachen zu interpretieren. Beim Klang seiner selbstgebauten indianischen Harfe spürte man deutlich den Hauch tiefer Urreligiosität
Für die ASIATISCHEN INTERPRETATIONEN bemühten wir uns um weibliche Solistinnen, so entstand die JAPANISCHE und die KOREANISCHE FASSUNG.
Gerade aus diesen Ländern kommen jedes Jahr tausende Besucher nach Salzburg und Oberndorf/Arnsdorf um die Faszination des Liedes an seiner Geburtsstätte zu erleben. Auch japanische Filmteams sind ständig vertreten.
Viel Spannung gabs um die CHINESISCHE VERSION des Liedes.
Ursprünglich nicht ernsthaft geplant, ergab ein Gespräch mit Prof. Qi, einem Unternehmensberater für China, gebürtig in Peking, verheiratet mit einer Chinesiologin aus Salzburg und auch in Salzburg seit Jahren wohnhaft, dass das Lied sehr wohl in China bekannt sei und gerne gesungen wird. Er ermunterte mich daher unbedingt eine chinesische Fassung aufzunehmen. Was ich gerne tat. Aber vorerst brauchten wir den entsprechenden Text und einen chinesischen Sprache der mächtigen Solisten.
Prof. Qi besorgte mir den Text – er erhielt ihn vom ehemaligen chinesischen Kulturminister – und man höre und staune, er stammte aus dem Jahre 1931! Damit war für mich und für alle aus meinem Team die Frage beantwortet: Machen wir eine Aufnahme von „Stille Nacht“ in chinesischer Version? Selbstverständlich! Es war und wird eine Weltpremiere der Völkerverständigung über alle Grenzen hinweg, so wie sie selten in der Weltgeschichte passiert. Mit Einverständnis von Prof. Qi, singt den Tenorpart (die 1. Stimme) ein Mozarteum-Solist aus Taiwan(!) und die 2.Stimme, die Gattin von Prof. Qi, sozusagen als Vertreterin von Festlandchina, eine ausgebildete „Peking-Oper-Sängerin“. Festlandchina und Taiwan singen mitsammen Stille Nacht… Ein Traum! Ein Friedenslicht für das große Reich der Mitte! Möge es tief hinein in die Menschen leuchten. Die Interpretation dieser Version war – wahrscheinlich durch die Sprache bedingt eine der größten Herausforderungen bei dieser CD-Produktion.
Nun noch ein Wort zu den restlichen Fassungen
POLNISCH interpretierte Mag. Tadeus Milewski aus Warschau
Ein besonderes Anliegen ist es mir gewesen auch die polnische Version aufzunehmen. Ich verstehe sie als Widmung an Papst Johannes Paul II., dem nicht ruhenden friedensbewegten Papst. In seiner Epoche geschah das Wunder des Zerfalls des kommunistischen Traums der Weltherrschaft. Noch dazu hatte ich jetzt das Glück in Salzburg einen polnischen Solisten –
Tadeus Milewski – zu finden, der anlässlich des 60-jährigen Priesterjubiläums Papst Johannes Pauls II. in der kleine Kapelle des Vatikans auch als Solist engagiert war. Wir wollen noch vor Weihnachten Papst J.P. eine der ersten Fassungen unserer CD als Friedensbotschaft überreichen
RUSSISCH
Zurab Zurabishvili singt diese Version und wir arrangierten hiezu einen im russischen sehr gerne verwendeten Basschoral. Als Interpreten konnten wir hierzu Boris Rubaschkin – ehemals einer der bekanntesten und belieb-testen Bass-Solisten am Landestheater Salzburg bzw. an der Staatsoper Wien – gewinnen. Das Lied ist in Russland wenig bekannt. Wir wollen dazu beitragen, dass die Magie der Melodie und des Liedes im großen Russland und weit darüber hinaus in den gesamten GUS-Staaten Verbreitung findet. In Boris Rubaschkin haben wir einen großartigen Unterstützer in den Anfängen dieses schier grenzenlosen Vorhabens gefunden. Viele unserer Großväter erinnern sich möglicherweise mit tiefster Ergriffenheit an die Momente, wo in trostloser Zeit, mitten in Kriegswirren, dieses Lied die einzige Verbindung zur Heimat war… Vielleicht sogar über feindliche Grenzen hinweg …
ARMENISCH – Interpretin Anusch Nersisjan-Gerstendorfer aus Kaban/Armenien
Zurab kam von einem Kasachstan-Konzert im Mai 2002 zurück. Er hatte bereits eine Erstfassung unserer CD mitgenommen um sie seinen Partnern in Alma Ata vorzuspielen. Einer dieser Partner war auch de armenische Botschafter in Kasachstan. Er war begeistert von dieser CD und versprach volle Unterstützung. Er wünschte sich nur noch, wenn es irgendwie möglich wäre, eine Aufnahme auf armenisch … Gesagt getan. Ich kannte zufällig Frau Anusch Nersisjan, verehelichte Gerstendorfer, eine gebürtige Armenierin, in Petersburg ausgebildete Sopranistin, geboren in Kaban, welche seit 10 Jahren auch in Salzburg öfters als Solistin zu hören ist. Sie freute sich so, hier mitwirken zu dürfen, aber es gab keinen Text für eine 2. und 3. Strophe. Auch nach langem Herumtelefonieren – zu einem Pater nach Wien und nach Rom – konnten diese Texte nicht gefunden werden.
Sie wusste aber, dass es sie gab. Ein purer Zufall führte sie dann zu einem Salzburger Arzt, auch armensicher Abstammung, dieser erlöste sie und uns Beteiligten von dieser Spannung, und stellte diese 2 zusatzlichen Strophen zur Verfügung. Weiters erzählte Sie mir dann, dass sie dieses Lied eigentlich nur mehr von Ihrer Großmutter kannte und dieses dann nach der kommunistischen Machtübernahme überhaupt nicht mehr gesungen werden durfte… Jetzt strömen die Menschen wieder in die Kirche und es darf auch dieses Lied wieder gesungen werden. Die Aufnahme mit Ihr vermittelte tiefe innere Ergriffenheit. Sie widmete diese Aufnahme Ihrer geliebten Großmutter …
GEORGISCH
Zurab Zurabishvili, geboren in Tiflis, inzwischen Tenor mit abgeschlossenem Mozarteum-Studium, er war einer meiner meiner Hauptinterpreten, dass diese Produktion zustandekam. Wir sangen zu dieser Zeit oftmals mitsammen„“Stille-Nacht“ für Turismusgruppen die Oberndorf bei der Stille Nacht Kapelle einen Besuch abstatteten. Durch usner Zusammenwirken wurde er mit dem Lied immer vertrauter. Georgien dürfte einer der wenigen Staaten gesesen sein, wo man das Lied kaum kannte. Seit mehren Jahren drängte ich – dieses Lied doch auch in Georgisch zu arrangieren. Es gab eben bis dato keine georgische Übersetzung. Alles war neu. Da bat Zurab seine Mutter – eine Germanistikprofessorin in Tiflis – doch für Weihnachten 2001 den Text anhand des uns vorliegenden Originaltextes doch auf georgisch zu verfassen.
Und siehe da: Diese NEUE Fassung des Textes wurde zu einer der harmonischsten Fassungen auf der CD. Absolut geeignet in Europa und überall in der Welt als Ohrwurm Furore zu machen.
Nach seinem letzten Besuch in seiner Heimat im August 2002 zeigte sich, dass ein inniger Wunsch besteht dieses Lied auch in Georgien bekannt zu machen. Radiostationen haben Interesse dieses in Ihr Programm zu übernehmen. Ein wichtiger Wunsch wäre, dazu ein Video-Clip zu drehen, damit könnte es auch in verschiedenen TV-Kanälen gezeigt werden. Dafür gibt es bereits ein Regie-Konzept. Fest steht jedenfalls, dass es sich bei der georgischen Stille-Nacht-Version um eine Welturaufführung handelt. Besonderes Merkmal dieser Aufnahme ist die Untermalung mit einem für Georgien typischen und sehr harmonischen Basschoral.
ENGLISCHE FASSUNG, WELTFASSUNG: Solistin Karin M. EDER, & Hermann SCHMIDT
Um der Bedeutung dieser Fassung gerecht zu werden, haben wir diese
- in der üblichen 2-stimmigen Urfassung der Melodie mit Frauenstimme aufgenommen. Der weltweit bekanntesten Fassung (außer der deutschen Originalfassung) Rechnung tragend, haben wir nun
- dazu eine neue Interpretation gestellt, in der wir den englischen Text bewusst in den Vordergrund stellen.
Damit soll die Botschaft des Liedes an die Welt noch mehr Bedeutung gewinnen.
ZUM SCHLUSS
Die ORIGINALFASSUNG nach Text von J.Mohr und Melodie v. F.X. Gruber
wurde mit dem 6-strophigen Text aufgenommen. Eine Fassung die es bis heute in dieser Form noch nicht gegeben hat. Wie angeführt wünschte sich die StilleNachtGesellschaft eine derartige, endlich alle 6 Strophen einbeziehende Original-Fassung des Liedes mit Gitarrebegleitung und Chorrefrain. Dies ist uns insofern gelungen, dass wir mit den Gebrüdern Fuchsberger aus Koppl Volkssänger gefunden haben, die 1.)seit Jahren mit dem Lied vertraut sind und 2.) aus einer Pfarre stammen, wo auch Mohr einige Zeit als Aushilfspriester – nach der Entstehung des Liedes 1818 – gewirkt hat. Das Ensemble Fuchsberger hat den Chorrefrain übernommen. Der Orgelpart entstand auf der Stiftsorgel Michaelbeuern. (Organistin: Mag. Claudia Loiperdinger, Dorfbeuern.)
Dem Stift Michaelbeuern war und ist, darauf darf zum Schluss noch hingewiesen werden, die Pfarre Lamprechtshausen mit der Filialkirche Arnsdorf inkorporiert. Bis weit in das 20.Jahrhundert war – vor allem wegen der damaligen Bedeutung der Wallfahrt – „Maria am Mösl“, Arnsdorf – der Sitz des Pfarrhofes. Ein- u. Ausklang sollten die Glocken vom Dom zu Salzburg sein.
Eine Botschaft die von einer der bedeutensten sakralen Bauwerke Österreichs u. Europa ausgeht.
Zur Cover-Gestaltung
Interessante Begebenheiten bei der Suche nach dem Motiv für das CD-Cover. Bereits in der Schlussphase der COVER-Erstellung stellten wir fest, dass uns ein brauchbares HAUPTMOTIV der „Hlg. Familie“ nicht zur Verfügung stand. Alle Varianten brachten nicht die Darstellung, die wir eigentlich suchten. Plötzlich kam mir ein Gemäldekatalog aus dem Schloss Rohrau, aus der großen „Harrachschen Gemäldesammlung“ in Erinnerung. Diesen hatte ich erst vor ein paar Tagen, anlässlich unseres Chorbesuches im „Haydn-Geburtshaus“ und einer Kurzvisite im Schloss Rohrau – trotz Zeitmangels – noch erwerben können. Der Graphiker war sofort überzeugt: „Das ist es!“
Kurzum telefonierte ich mit dem Restaurateur Mag. Schaupper – es war Freitag kurz vor Dienstschluss – er sagte: „Sie haben aber Glück, dass ich noch anwesend bin“, trug ihm mein Anliegen vor, dieses Motiv für die Titelseite unserer CD verwenden zu dürfen und erhielt spontan die Zusage. Die Formalitäten waren rasch ausverhandelt. Nun war noch die Frage, wie komme ich am raschesten zu dem Bild? Alle anderen graphischen Arbeiten waren schon beendet. Die Post in Rohrau verschickte aber am Freitag Nachmittag keine Briefe mehr, etc. etc. Wiederum kam mir – wie von geheimer Hand geführt – der „Zufall“ in Person eines lieben Kulturfreundes zu Hilfe, den ich ratsuchend anrief und der „zufällig“ im Raum Wiener Neustadt unterwegs war; normal hält er sich in Salzburg auf. Sofort machte er sich auf den Weg noch am Freitag das Negativ abzuholen. Am Sonntag Abend hatte ich dieses, so ersehnte Motiv-Negativ in Oberndorf in Händen.
Eines der schönsten „Hlg. Familie-Motive“ der Kunstgeschichte darf mein
CD-Titelbild zieren! Noch dazu lautet der Name des Bildes:
„Heilige Nacht…“
Kann es so viele Zufälle geben?
Die Harrach`sche Gemäldesammlung ist eine der größten privaten Gemälde-sammlungen der Welt. Der Künstler heißt Anton Raphael Mengs (1728 – 79). Er schuf dieses Bild in Rom um 1755/56. Es zählt heute zu den wertvollsten Exponaten dieser Privatsammlung! Das ist wieder so eine Geschichte, deren mehrere ich während der Produktions-arbeiten zur CD erleben durfte. Wie manchesmal von geheimer Hand geführt…
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